Sprachförderung in der Kita – Wie Bildung wirklich gelingen könnte

Es gibt in Mannheim eine Reihe von Problemen, die zwar für ihre Lobbies wichtig sind, aber für die Zukunft der Stadt nicht bedrohlich. Extrem bedrohlich ist jedoch die Tatsache, dass die wildwüchsige Zuwanderungspolitik der Bundestagsparteien unter anderem dazu geführt hat, dass jedes Jahr ein nicht geringer Teil der neu eingeschulten Jungs und Mädchen nur so eingeschränkt Deutsch spricht, dass der Schul-Fehlstart programmiert ist. War aber schon das erste Schuljahr von Misserfolgen geprägt, kann sich ein Kind davon nur schwer erholen. Sofern Deutschland ein wohlhabendes Industrieland bleiben will, sind die Auswirkungen solcher Zustände katastrophal.

“Sprachförderung in früher Kindheit – Wie Bildung gelingen kann“ war den auch das Thema einer abendlichen Vortrags- und Diskussionsveranstaltung der Mannheimer SPD. Es sollte um das Schulreifmachen von Kindern mit Migrationshintergrund gehen und von deutschen, die Pech mit ihren Eltern hatten. Im Ergebnis zelebrierte die Mannheimer SPD auf die offenherzigste Art ihre Scheinheiligkeit. Edle Ansprüche und hehre Ziele einerseits und praktisches Tun und Bereitschaft zum finanziellen Engagement klafften mal wieder meilenweit auseinander.

Eingeladen hatte die Arbeitsgemeinschaft für Bildung in der SPD. Für die Stadt sprach Bildungsbürgermeisterin Dr. Freundlieb so engagiert, dass man hätte denken können, die Sprachförderung von Vorschulkindern sei ihr wichtigstes Anliegen. Leider konnten mit zwei oder drei Ausnahmen die Anwesenden nicht wissen, dass sie im Gegensatz dazu im Hauptausschuss des Gemeinderates die Auffassung vertreten hatte, eigentlich seien die bereits praktizierten Maßnahmen ausreichend und weitere nicht erforderlich.

Prof. Rosemarie Tracy (Uni MA) erläuterte die üblichen Prozesse des Spracherwerbes bei Kleinkindern. Ihre Ausführungen entsprachen jedermanns eigener Erfahrung. Die meisten Kinder lernen ihre Muttersprache von ihrer Mutter. Die ist nur selten ausgebildete Logopädin, und ahmt als Sprachlehrerin einfach beiläufig das nach, was sie von ihrer eigenen Mutter und Großmutter unbewusst abgeschaut hat. Wenn sie es gut macht, nimmt sie sich Zeit, spricht mit dem Kind, liest vor, stellt Fragen dazu und bespricht das Gelesene, singt Kinderlieder und bespricht den Inhalt, spielt kleine Rollenspiele, lehrt kurze Gedichte, interessiert sich dafür, was ihr Kind ihr über seine Beobachtungen und Gefühle erzählt, und macht die kleinen trivialen Begebenheiten des Alltags zu ständigen Vokabelübungen und Sprachlektionen. So eingetaucht in eine Sprachwelt lernen Kinder auch ziemlich rasch nicht nur ihre erste, sondern auch eine zweite Sprache, so lange nicht körperliche, geistige oder seelische Beeinträchtigungen sie daran hindern. Und das Beste: Alles wird von lauter Amateuren völlig gratis erledigt.

In der anschließenden Podiumsdiskussion hatte leider niemand den Mut, einmal den Bedarf zu quantifizieren. Dr. Schäfer, Leiter des Gesundheitsamtes der Stadt, wiegelte eher ab mit dem Hinweis, dass der bei Einschulungstests festgestellte Sprachförderbedarf seit Jahren rückläufig sei. (Uns dagegen berichten bei Zusicherung von Anonymität Grundschullehrerinnen, dass im gesamtstädtischen Schnitt wenigstens 20% der Erstklässler wegen Sprachdefiziten dem Unterricht nicht so folgen könnte, wie es altersentsprechend zu erwarten wäre.)

Wie häufig bei Sozialdemokraten landete die Diskussion nach kurzer Zeit bei Forderungen nach mehr Beratungsbürokratie (Eltern-Kind-Zentren genannt), mehr Stellen im öffentlichen Dienst und mehr wissenschaftlicher Evaluation. Nichts, was die Sprachkompetenz konkreter Kinder fördert.

Ein schönes Beispiel, wie man es – allerdings in viel größerem Umfang – machen sollte, stellte zwar im Foyer aus, war aber nicht auf dem Podium vertreten. Unter dem Label  “Individuelle Sprachbegleitung der Hochschule Mannheim“ erteilen Studentinnen der Fakultät für Sozialwesen im Rahmen eines Studienprojektes zwei Jahre lang im 1:1-Verfahren Sprachförderung nach Mutter-Art für Kita-Kinder, die es nötig haben, allerdings nur mit 2 Stunden pro Kind und Woche. Für die Studentinnen eine gute Sache im Rahmen der Ausbildung, für die Kinder ein Tropfen auf dem heißen Stein.

Wollte man ein wirklich wirksames Programm aufsetzen, müsste es ca. 1.600 von insgesamt ca. 8.000 Kita-Kindern erreichen. Um mit ihnen in Kleinstgruppen von zwei Kindern insgesamt 4 Stunden pro Woche Deutsch zu sprechen, benötigte man in 40 Wochen jährlich jew. 3.200 “Unterrichts“-Stunden, insgesamt also 128.000. Jedes geförderte Kind hätte also insgesamt zusätzliche 160 Stunden 6-Augen-Gespräche mit einem Erwachsenen geführt. Das ist nicht viel weniger, als manche überforderte Mutter leisten kann oder will.

Leider ist es ganz offensichtlich, dass 128.000 Stunden p.a. weder zum Tarifgehalt einer Erzieherin noch zum geringeren VHS-Stundensatz zu finanzieren wären. Daher ist es erforderlich, sich über den Alleinvertretungsanspruch von Berufsverbänden einfach hinwegzusetzen. Was unsere Mütter konnten, können Studentinnen und Studenten, Hausfrauen und Rentner nach wie vor. Die Anforderungen sind einfach: kinderlieb, beziehungsfähig, nervenstark, geduldig, kurpfälzer Hochdeutsch, vollständige Sätze. Etwas Methodik und Didaktik kann man in wenigen Tagen begleitend schulen, Impulsmaterial an die Hand geben.

Betrachtet man den Job als eine Mischung aus sozialem Engagement und Nebenverdienst, wären 10 Euro pro Stunde ein Angebot, zu dem sich in Mannheim durchaus ca. 320 geeignete Sprachmittler/innen finden lassen sollten. Viele Kinder könnten sich dann sogar aussuchen, ob sie vier Stunden pro Woche lieber eine “große Schwester“, eine “Tante“ oder einen “Opa“ hätten.

Genau das hatten wir bereits während der Haushaltsberatungen im Dez. 2015 gefordert und dafür pro vollem Haushaltsjahr 1,5 Mio. Euro beantragt. Aber während sich für linksgrüne Gruppenegoismen und Klientelpolitik (fast) immer eine Mehrheit im Gemeinderat findet, hatten Kinder, die nur einfach einen guten Schulstart haben sollten, leider keine Lobby. Abgelehnt.

Die Folgekosten dieser Kurzsichtigkeit werden halt immer erst zehn oder fünfzehn Jahre später sichtbar, bei den Sozialleistungen und der inneren Sicherheit. Da die Kinder hier nicht nur mit uns leben, sondern oft auch die deutsche Staatsbürgerschaft haben, muss auch in sie investiert werden. Nicht die Kinder sind falsch, sondern die Zuwanderungspolitik – und das schon seit Jahrzehnten.