Kollegin Kämper analysiert die Sprache des Bösen

Unsere Stadratskollegin, Frau Prof. Kämper (SPD), durfte am Mittwoch dem 01. Februar im MM auf Seite 3 unter der Rubrik Kampf gegen Rechts  WELT UND WISSEN einen Artikel veröffentlichen “Die AfD und ihre Sprache“. Seitdem es dem Münsteraner Links-Soziologen, Andreas Kemper gelungen war, sprachanalytisch überzeugend nachzuweisen, dass der thüringische Landesvorsitzende Björn Höcke früher mehrfach unter Pseudonym für ein NPD-Blatt geschrieben hat, erwartet man von einer Sprachwissenschaftlerin jetzt natürlich ebenfalls starke Fakten. Das hat diesmal allerdings noch nicht geklappt. Wenigstens ist beim Lesen leicht zu verstehen, dass implizit auch stets alle anderen mitgemeint sind, die die gemeinsame Politik der Bundestagsparteien in wesentlichen Teilen ablehnen.

Laut Redaktionsvorspann soll ein “Blick in das Grundsatzprogramm“ die Frage beantworten, wie weit rechts die AfD tatsächlich stehe. Wer darauf hin eine politisch-inhaltliche Auseinandersetzung auf der Basis korrekt zitierter Programmaussagen erwartet, wird enttäuscht. Stattdessen gibt es mit einer Ausnahme kleinste, aus sämtlichen Sinnzusammenhängen gerissene Worthäppchen und Wortwolken zur freien Interpretation. Dass man aus dem wiederholten Gebrauch von “wieder“ auf den ideologischen Gehalt von damit verbundenen Aussagen schließen könne, ist einfach pseudowissenschaftlicher Unsinn. Auch die Unterstellung, “Wer fordert, das Rechtssystem wiederherstellen zu wollen, behauptet, dass es gegenwärtig außer Kraft sei.“ spricht nicht gerade für die Anwendung sinnerfassenden Lesens. Natürlich ist das Recht nicht vollständig dispensiert. Aber die je nach Zählweise dutzend- oder zigfachen Vertrags- und Gesetzesbrüche der Bundesregierung im Zusammenhang mit dem Atomausstieg und diversen Euro-Rettungsmaßnahmenmuss man ja irgendwie kritisieren dürfen – und dafür werden treffende Worte benötigt. Dies gilt auch für die Ablehnung der schrankenlosen und der Forderung nach einer selektiv wirksamen Einwanderungspolitik.

Darum geht es bei politischer Sprachkritik immer, dem Gegner das Vokabular zu verderben, mit dem er seine Kritik und seine politischen Anliegen ausdrücken kann. Der Verfasser erinnert sich noch gut daran, wie vor Jahrzehnten die CDU immer wieder versucht hat, mit Sprachkritik die Sozialdemokraten in die Nähe Moskaus und der Kommunisten zu rücken. Heute haben sich die Machtverhältnisse verschoben. Jetzt geht es der Linken darum, die Unterschiede zwischen Konservativen Kritikern des linksgrünen Komplexes und der Merkel-Politik einerseits und der verfassungsfeindlichen extremen Rechten vorsätzlich zu verwischen, und Erstere mit Nazi-Assoziationen zu behängen.

“..Partei-und Politikkritik wird in denunziatorischer Diktion vorgetragen. Die typische Sprachhandlung ist die der Behauptung, Verleumdung und der Unterstellung, vorgebracht in apodiktischen Aussagesätzen, die Widerspruch nicht zulassen. Damit inszeniert sich die AfD gleichzeitig programmatisch als diejenige Parte, die alle – behaupteten – “Missstände“ in Politik und Gesellschaft beseitigt und Ordnung herstellt.“

Warum hat eigentlich niemand Frau Prof. Kämper darauf hingewiesen, dass sie mit diesen Sätzen auch ihren eigenen Artikel charakterisiert hat? Behaupten nicht alle Parteien, sie wollten irgendwelche Missstände beseitigen und irgendeine Ordnung herstellen, z.B. eine gerechte?

Als SPD-Politikerin ist es ihr gutes Recht, Orientalisierung und Islamisierung in den großen Städten nicht wahrnehmen zu wollen, oder prima zu finden und voran zu treiben. Aber jeden der dies kritisiert, als Verfassungsfeind, sprachlichen Gewalttäter, fremdenfeindlich und rassistisch zu bezeichnen, wird der AfD wohl eher helfen. Antisemiten hat die Regierung übrigens gerade selbst zu Hunderttausenden aus Nordafrika und Nahost ins Land gelassen.

Mit Engagement notiert die Kollegin, dass in der AfD gedacht wird, es gebe ein deutsches Volk, das eine gemeinsame Abstammung, Geschichte, Sprache und Kultur teilt. Auch würde dort zwischen Eigenem und Fremden unterschieden im Hinblick auf Recht und Moral, Sitten und Gebräuche, Kultur und Religion. Auch soziale Indikatoren wie Sozialmissbrauch oder Kriminalitätsbelastung – man könnte hinzufügen Bildungserfolge oder Heiratsverhalten – würden zur Verdeutlichung von sozialen Unterschieden und Problemen herangezogen. Lediglich im Programm der AfD hat sie dieses gefährliche Gedankengut bisher gefunden, offensichtlich jedoch nicht bei gewöhnlichen Wählerinnen z.B. denen der SPD. Vielleicht hat sie es dort auch nicht finden wollen. Sie hängt ihm das Label an “Ethnischer Nationalismus“.

Der wiederum ist für Kollegin Kämper selbstredend verfassungsfeindlich, weil irgendwie nicht mit den Werten des Grundgesetzes und der Menschenwürde zu vereinbaren. Bis zu dieser Stelle sind die ohnehin spärlichen Zitate im Artikel längst versiegt.

Denkt man die Sache zu Ende, ist es eigentlich ziemlich unzumutbar, solchen Leuten, die den linksgrünen “gesellschaftlichen Konsens aufkündigen“ und “sprachliche Gewalt“ anwenden, das Recht auf Versammlungsfreiheit oder das Recht auf freie Rede weiterhin einzuräumen. Immerhin wird daran in Mannheim bereits gearbeitet. Vielleicht war für diesen kühnen Gedanken auf der Druckseite des MM dieses Mal nur einfach kein Platz mehr. Wir sind gespannt auf ihren nächsten, weiterführenden Artikel.

 

Die AfD und ihre Sprache