Aber mit einem vernünftigen Nutzungskonzept
Manchmal gibt es Vermächtnisse, die die Erben in besonderer Weise verpflichten. Das Herschelbad gehört dazu, auch wegen der Person des Stifters, des jüdischen Kaufmannes und Stadtrates Bernhard Herschel, der im Jahr 1905 zu den Baukosten eine halbe Million Goldmark zuschoss. Wer allerdings die hervorragende Website der “Freunde des Herschelbades“ www.herschelbad-mannheim.de besucht und ein wenig Architekturgeschichte kennt, der sieht sofort, dass das Gebäude außen und innen bereits bei der kriegsbedingt verspäteten Eröffnung im Jahr 1920 ziemlich unmodern geworden war. Da es jedoch in der ganzen Region außer in Heidelberg kein weiteres Hallenbad gab, war das kein Problem.
Heute gibt es in und um Mannheim ein Dutzend wesentlich modernerer Sport- und Spaßbäder. Das führt dazu, dass junge Leute sich in dem alten Kasten nicht wohlfühlen und daher wegbleiben. Die noch zahlenden Badegäste sind überwiegend eine verschworene Gemeinschaft von gesundheitsbewussten Senioren.
Hier sollten konzeptionelle und wirtschaftliche Überlegungen zur Sanierung und weiteren Nutzung ansetzen. Sowohl die unveränderte Nutzung als “Volksbad um die Ecke“ als auch der architektonisch lächerliche Ausbau zu einem (dem Schein nach) privat betriebenen “Spass- und Wellnessbad“ wären aus Sicht der städtischen Finanzen völlig falsch gesetzte Prioritäten. Der eine Vorschlag macht das Defizit noch größer, der andere belässt alle Risiken – die ziemlich groß sind – beim Steuerzahler. Beide sind nicht zukunftsfähig.
Daher haben wir bei den letzten Haushaltsberatungen für eine “trockene Lösung“ plädiert. Was heißt das? Zum Beispiel könnte das heißen, dass im Herschelbad ein Fitness- und Rehazentrum für Senioren eingerichtet wird unter Beibehaltung der Sauna. Viele Menschen wollen auch im Alter noch etwas für sich tun, können aber in einem kommerziellen Fitnesszentrum keine 50 Euro pro Monat aufbringen, oder fühlen sich unter jungen, drahtigen oder muskelbepackten Leuten nicht wohl. Außerdem könnte man bei dem reichlichen Raumangebot weitere, offene Geselligkeits- und Hobbyangebote machen – auch gegen die zunehmende Einsamkeit. Zur Tradition des Hauses würde es auch passen, die noch existierenden Dusch- und Wannenbäder für Obdachlose zu erhalten.
Einen entsprechende Prüfungsauftrag an die Verwaltung haben wir als BÜRGERFRAKTION im Gemeinderat eingebracht. Wir sind gespannt, wie sich die anderen Fraktionen und Gruppierungen dazu verhalten werden. Schließlich geht es zunächst nur um ein nachfragegerechtes und wirtschaftliches Konzept.
Eberhard Will, Sprecher