Bücherverbrennung light

Auch im angeblich liberalen und weltoffenen Mannheim, in dem freiheitliches und rechtsstaatliches Denken nach offizieller Lesart Selbstverständlichkeiten seien, haben Buchhändler jetzt erneut beschlossen, ihre dummen, verführbaren, ungebildeten und verantwortungslosen Kunden vor bösartiger Lektüre von einem nicht verbreitungswürdigen Autor zu schützen.

Der erste Fall betraf im vergangenen Jahr Akif Pirinçci, dem die Pressemeute übel und verleumderisch nachredete, worauf Verlag und Buchhandel ihn auf den Index setzten. Der aktuelle Fall betrifft “Finis Germania“ von Rolf Peter Sieferle, eine nicht leicht zu lesende Sammlung längerer und kürzerer Polit-Aphorismen. Wer die Causa noch nicht kennt, findet unten ein paar verfolgenswerte Links. Gerade kann man am Schicksal dieses kleinen, gerade 104 Seiten starken Büchleins im Oktavformat täglich neue – wenn auch nicht wirklich überraschende – Erkenntnisse über den Geist der Zeit gewinnen.

Fakt ist, dass das Sachbuch in der vergangenen Woche mit bereits mehr als 25.000 verkauften Exemplaren sich zwischen den Plätzen vier und sechs der SPIEGEL-Bestsellerliste bewegte. Jedenfalls so lange, bis der SPIEGEL beschloss, im Kampf gegen Rechts zum Schutze von Volk und Staat lieber eine gefälschte Liste zu veröffentlichen, in der das gefährliche Werk getilgt war. Dieser Vorgehensweise hat sich – jedenfalls Samstag mittags auch Schmitt&Hahn, die Buch-und Zeitschriftenhandlung im Mannheimer Hauptbahnhof angeschlossen.

21.07. Schmitt&Hahn, Hbf Mannheim

Thalia am Paradeplatz war da etwas transparenter, hatte zwar die korrekte Liste im Regal nachgebaut aber statt des bösen Buches den gedruckten Hinweis ausgestellt, dass man es in Thalia-Buchhandlungen nicht zu sehen bekomme. Ob so etwas Einfluss auf sein künftiges Kaufverhalten hat, muss Jeder selbst wissen.

21.07. Thalia Paradeplatz, Mannheim

Bisher dachten wir immer, dass symbolische Bücherverbrennungen ausnahmslos schlecht und Hinweise auf totalitäre Gesinnung seien. Jetzt gibt es die Light-Version. Jetzt wissen wir, dass man die durchaus positiv sehen darf, jedenfalls wenn sie papierlos und ohne Feinstaub- und CO2-Ausstoss stattfindet und keine linken oder liberalen Autoren, sondern einen rechten trifft.

P.S. Wer jetzt von Rolf Peter Sieferle etwas kaufen möchte, dem empfehlen wir zuerst “Das Migrationsproblem – Über die Unvereinbarkeit von Sozialstaat und Masseneinwanderung“, Manuscriptum Verlag 2017. Der Lektüregewinn ist größer und leichter zu erlangen.

 

Linklist

11.07. – http://www.sueddeutsche.de/kultur/sachbuch-liste-empfehlung-nach-punkten-1.3541949

18.07. – https://sezession.de/57329/schnitzeljagd-nach-sieferle

19.07. – http://www.achgut.com/artikel/darf_man_dieses_buch_besprechen

21.07. – https://www.welt.de/kultur/literarischewelt/article166887908/Als-Finis-Germania-von-der-Bestsellerliste-flog.html

21.07. – https://sezession.de/57334/lueckenpresse—vom-umgang-mit-einem-bestseller

22.07. – https://www.tichyseinblick.de/kolumnen/alexander-wallasch-heute/finis-germania-ein-buch-landet-versehentlich-auf-den-bestsellerlisten/