In der öffentlichen Sitzung des Bezirksbeirates Feudenheim am 5. Nov. ging es in Anwesenheit vieler Mieterinnen und Mieter aus dem Adolf-Damaschke-Ring lebhaft zu. Nicht den Modernisierungsanteil, aber das drei Blocks betreffende Abriss-und-Neubau-Vorhaben der GBG lehnten alle Bezirksbeiräte und Stadträte, die sich zu Wort meldeten, ab.
Als Stadtrat im Bezirk erklärte unser Fraktionsvorsitzender Eberhard Will, die vom GBG-Vertreter vorgetragenen Begründungen für Abriss und Neubau seien wenig überzeugend. Es handele sich um ein willkürliches Mietervertreibungsprogramm. Feudenheim benötige keine Aufwertung durch teurere Wohnungen, die Mieter jedoch bezahlbaren Wohnraum.
Er erinnerte an den früheren SPD-Fraktionsvorsitzenden Walter Pahl und dessen Kampf gegen die damalige GBG-Geschäftsführung in einem vergleichbaren Fall. Daraus war die Vermietungsgenossenschaft Ludwig-Frank eG hervorgegangen, die die damals zum Abriss vorgesehenen Häuser in Erbpacht übernehmen und sanieren konnte. Dass sei sicher kein Modell für heute, könne aber als Beispiel dienen, wie man politischen Widerstand gegen eine falsche Politik organisieren könne. Der Beifall aus dem Publikum war stark, so wie bei allen, die sich kritisch äußerten.
Erläuterung für Leser, die sich an 1990 nicht mehr erinnern:
Ende der 80er-Jahre wollte die GBG 280 Wohneinheiten in der Neckarstadt-Ost und 120 Wohneinheiten im Stadtteil Lindenhof aufgrund der sehr schlechten Bausubstanz und ausgebliebenen Instandhaltungsmaßnahmen abreißen. Ein Teil der Mieter wollte dies wegen des damals dramatischen Wohnungsmangels nicht hinnehmen und ein aus einer Bürgerinitiative entstandener Arbeitskreis trat für den Erhalt der Wohnungen ein.
Walter Pahl († 2011), früher Geschäftsführer der Gartenstadt-Genossenschaft und bis 1989 SPD-Fraktionsvorsitzender, nahm den Kampf gegen die GBG-Politik auf und initiierte die Gründung der Vermietungsgenossenschaft Ludwig-Frank eG. Im Ergebnis konnten 400 Wohnungen in Erbpacht übernommen werden. Mit den eingezahlten Genossenschaftsgeldern, einem 50%-Zuschuss der Stadt und einem Bankdarlehen konnte durch kontinuierliche Instandsetzungen und Modernisierungen die Wohnqualität permanent gesteigert und Wohnraum zu günstigen Mietpreisen angeboten werden. Die Bewohner setzten sich zur Gründungszeit der Genossenschaft im Jahr 1990 aus 65% Migranten aus 14 verschiedenen Nationen und 35% deutscher Bevölkerung zusammen.
(Natürlich spricht der hohe Zuschussbedarf nicht gerade für die Wirtschaftlichkeit des damaligen Vorhabens, aber dem Vernehmen nach ist die Bausubstanz am Adolf-Damaschke-Ring wesentlich besser.)